Steyerberger Kulturwoche 2024

Ende Oktober gab es beim Steyerberger Verein „KulturImpuls“ eine Veranstaltungsreihe mit drei Veranstaltungen innerhalb einer Woche. Als erste waren der Sänger und Songwriter Robby Ballhause und seine türkische Partnerin, die Violonistin Nehir Keskin, zu Gast. Robby Ballhause ist in verschiedenen Stilrichtungen zuhause und bezeichnet seinen Mix aus Folk, Bluegras, Country, Rock und Pop als Greengras Music. Der virtuose Gitarrenspieler erzählt musikalische Geschichten in bester anglo-amerikanischer Tradition, mühelos handgemacht mit Texten aus dem Alltagsleben, Erinnerungen an die Kindheit. Im lockeren Plauderton, durchsetzt mit etwas kantigem Humor, kann er das Publikum schnell für sich gewinnen. Aber auch melancholische und sehr sensible Liebeslieder gehören zum Programm und setzen immer wieder neue Akzente.

In diesem Programm mit dabei ist die Geigerin Nehir Keskin aus der Türkei, die seit 2015 in Deutschland lebt. Die beiden Musiker ergänzen sich perfekt, gehen in ihrem Spiel sensibel aufeinander ein, lassen dem anderen aber auch Freiraum für eigene solistische Einlagen. Es ist faszinierend, der Geigerin beim Spiel zuzusehen, wie sie mit vollem Körpereinsatz bis in die Fußspitzen jeden Ton klanglich voll zur Entfaltung bringt. Ihre sichtliche Spielfreude überträgt sich auf das Publikum, das diesen Ohren- und Augenschmaus genießen kann. Durch den zusätzlichen Einsatz verschiedener Percussion-Instrumente, z.B. einer Udu, einer afrikanischen Tonvasen-Trommel, erhalten die Lieder immer neue Klangfarben und Akzente. Nach zwei Stunden bester Unterhaltung entlassen die Zuhörer die beiden Interpreten erst nach mehreren Zugaben mit langanhaltendem Applaus. Dieser Abend war gut verschwendete Zeit.

Bei der zweiten Veranstaltung gab es ein Wiedersehen mit Benedict Vermeer vom Bremer Literaturkeller. Diesmal präsentierte er sein neues Erich Kästner-Programm. Der 11899 in Dresden geborene Schriftsteller ist dem größten Teil des Publikums hauptsächlich durch die Verfilmungen seiner Kinderbücher ein Begriff. In Vermeers Programm „Als ich ein kleiner Junge war“ lernen die Zuhörer interessante Details aus der Biografie Erich Kästners kennen. Als Einzelkind aufgewachsen mit seinen Großeltern im Dresden der Kaiserzeit erfährt das Publikum von der engen Bindung an seine depressive Mutter, die vielen seiner Kinderbücher autobiographische Züge verleiht, ebenso von seiner frühen Begeisterung für das Theater. Den 1. Weltkrieg bezeichnet er als das Ende seiner Kindheit, die Kriegserfahrungen sind Auslöser für seine spätere Haltung gegen Krieg und Militarismus.

Der zweite Teil des Abends bringt den Zuhörern Einblicke in das Leben des erwachsenen Erich Kästner, des Journalisten und Satirikers, der trotz vieler Gefahren und Widerstände Deutschland nicht verlassen wollte. Die Auswahl an Texten aus der Berliner und Münchner Zeit, die Benedict Vermeer im zweiten Teil des Abends präsentiert, zeichnen das Bild eines eher pessimistischen Moralisten, der trotz Apells an den guten Willen letztendlich zu dem Schluss kommt, dass trotz allen technisch-wissenschaftlichen Fortschritts der Mensch sich nicht weiterentwickelt hat.

Am Ende des Abends entließ der Rezitator ein nachdenkliches Publikum, das viel Neues und Interessantes aus dem Leben Kästners erfahren hatte und sich dafür ausgiebig mit herzlichem Beifall bedankte.

Am dritten Tag der Veranstaltungsreihe war die Göttinger Musikerin und Sprecherin Sabine Mariss mit ihrem Programm „Aus Liebe zum Leben“ zu Gast. Sabine Mariss liest Geschichten aus dem gleichnamigen Buch der jüdischen Ärztin und Geschichtenerzählerin Rachel Naomi Remen. Geschichten über zufällige Begegnungen mit Menschen und aus dem Alltag ihrer Familie, in denen kleine unbedeutende Gesten zu etwas Großem werden. Sabine Mariss merkt man ihre Begeisterung für das Vorlesen an, ihr gelingt es schnell, ihre Zuhörer in den Bann zu ziehen und die Wärme, die diese Geschichten ausstrahlen, an das Publikum weiterzugeben, den Respekt vor der Einzigartigkeit jedes einzelnen von uns. Kleine Dinge wecken Erinnerungen, werden zum Segen und tun der Seele gut.

Die Wirkung der Geschichten verstärkt sich noch durch die von Sabine Mariss eigens dafür komponierte Musik, in der sich auch Elemente aus dem Jiddischen und aus Volksliedern finden lassen. Ihre ausdruckstarke Stimme und ihr wunderbar weiches Klarinette-Spiel berühren die Zuhörer. Die Interpretin begleitet sich teilweise mit einem Wippcordeon, einer Art halbem Akkordeon, das mit einer Hand gespielt werden kann. Es ist faszinierend zu beobachten, wie durch den geschickten Einsatz einer Loop-Station ganz besondere Effekte und immer wieder neue, komplexe Klanglandschaften entstehen, die die Aussagen der Texte wunderbar zu einem stimmungsvollen Ganzen zusammenfügen.

Die ganz besondere Atmosphäre dieses Abends mit ganz viel „Futter für Kopf und Herz“ blieb nicht ohne Wirkung auf die Zuhörer, die sich am Ende mit herzlichem Beifall bei der Künstlerin bedankten.

Nur schade – es hätten gern ein paar Besucher mehr sein können.

Der GROSSETobini zauberte ein volles Haus

So viele Besucher hatte die Kapelle in Düdinghausen schon lange nicht mehr gesehen. Gut 70 Kinder waren mit ihren Familien gekommen, um einen fröhlichen Nachmittag mit dem Kinderzauberer Tobini zu verbringen. Dicht gedrängt saßen die Kinder auf Decken direkt vor der Bühne, das schaffte dem Zauberer sofort Kontakt zum kleinen Publikum. Tobini ernannte die Kinder zu Hilfszauberern, ließ sie einen Zauberspruch erfinden. Einige wurden sogar als Assistenten auf die Bühne geholt und mit dem passenden Outfit, wie Zauberstab, Zauberhut und Umhang ausgestattet. Das Programm brachte den Kindern viel Spaß. Mit einer immer wieder verkehrten Ampel, Riesen-Zauberstab, einem endlos langen Tuch und verschwundenen Tieren brachte Tobin mithilfe von viel Zaubersalz und „HOKUSPOKUS-TOBINIBUS“ die Kinder immer aufs Neue zum Staunen, sodass das die Zeit wie im Flug verging. Nach der Zaubershow bastelte der Zauberer für jedes Kind noch ein Luftballontier zum Mitnehmen. Ein gelungener Nachmittag.

Dank sei dem Dörpverein, der für ein Kuchenbuffet, Waffeln und Getränke gesorgt hatte, das auch bei den Erwachsenen guten Zuspruch fand.   

Irish Open Air in Deblinghausen

Es begann alles mit einer kleinen Idee von Stefan Theilen, Vorsitzender des Heimatvereins Deblinghausen, die er im letzten Jahr mit dem Vorstand des KulturImpuls Steyerberg e.V. teilte: ein Irish Open Air in Deblinghausen. Gedacht – getan und bereits einige Wochen vor dem 25. Mai 2024 an dem die Veranstaltung dann auf dem Gelände des Heimathauses (Alter Schaftstall) in Deblinghausen stattfand, trafen sich mehr als 20 Freiwillige Helfer:innen aus beiden Vereinen und planten, organisierten und packten viele Tage fleißig mit an, um etwas ganz Besonderes auf die Beine zu stellen. Das Gelände wurde geschmückt und vorbereitet, traditionelle irische Biere wurden beschafft und unterschiedliche Whiskys wurden angeboten. Lachsburger und andere Leckereien vom Grill wurden vor Ort frisch zubereitet und nach einem kurzen kräftigen Schauer zu Beginn hatte sogar die Sonne gefallen gefunden und ein lauer Frühjahrsabend sorgte bei den weit über 100 Besucher:innen für ausgelassene Stimmung.

Und hierfür sorgte vor allem die Band Haggis aus Marklohe mit einer Vielzahl an bekannten und weniger bekannten Highlights aus der irischen, schottischen und international bekannten Musik. Vier Musiker:innen, die mit Instrumentenvielfalt und sehr guten Stimmen für Begeisterung, Mitsingen, Klatschen und Tanz sorgten. Von „All for me Grog“ von den Dubliners, „Farewell to Carlingford“ von The Kilkennys bis zu „Lay Down Sally“ von Eric Clapton war für jeden Geschmack etwas dabei und natürlich durften auch am Ende „Wild Rover“ und „Amazing Grace“ nicht fehlen.

Die vielen begeisterten Gäste waren beeindruckt – auch wegen der besonderen Atmosphäre und dem vielseitigen Angebot, das vor allem dem Einsatz der Ehrenamtlichen des Heimatvereins Deblinghausen zu verdanken ist. Vorsitzender Stefan Theilen und Nicole Hormann, Vorsitzende vom KulturImpuls und die Band waren sich schnell einig: Das wiederholen wir gerne!

Keine Zeit verschwenden

20.04.2024

„Liebling, lass uns Zeit verschwenden“ so lautete der Titel eines Chanson-Abends, zu dem kürzlich der „Dörpverein“ Düdinghausen zusammen mit dem „KulturImpuls“ Steyerberg in die Kapelle nach Düdinghausen eingeladen hatte. Zu Gast war das Duo Andersen & Sellheim aus Bremen. Im Programm mischten sich klassische, französische Chansons z. B. von France Gall oder Francoise Hardy mit Eigenkompositionen neuer deutscher Chansons. Mit ihrer samtigen Altstimme zog Tine Andersen die Zuhörer sofort in ihren Bann, unterstützt durch die liebevolle, einfühlsame Gitarren-Begleitung von Partner Erich Sellheim. Den beiden gelang es, das Publikum zum Zeit-Verschwenden zu verführen, zu Gedanken-Spaziergängen im Wald oder am Strand mit Blick auf all die kleinen Dinge, die man so nebenbei entdecken kann, die das Herz erwärmen. Oder das Glücksgefühl beim Schlendrian zu zweit ohne Hetze an einem arbeitsfreien Montagmorgen. Und natürlich die herbe Süße von Schokolade – täglich eine Dosis auf Rezept. Zeitverschwendung mit Genuss. Zu dieser Zeitverschwendung ließen sich die Zuhörer bereitwillig verführen und genossen die sinnliche, intime Atmosphäre, die über dem Abend lag. Sie bedankten sich am Schluss mit langanhaltendem, herzlichem Applaus und entließen die Künstler erst nach mehreren Zugaben. Solche Art der Zeitverschwendung ist verschwendete Zeit der allerbesten Art, denn sie schafft die kleinen Glücksmomente, die das alltägliche Einerlei reich machen. Gern mehr davon.

Canto-Café in Deblinghausen

221.01.2024

Gute Laune beim „Canto Café“
Nienburg. Am Wochenende hatten der Verein „KulturImpuls“ und der Heimatverein Deblinghausen zum „Canto
Café“ eingeladen. Etwa 60 Besucher aller Altersstufen waren in den Deblinghäuser Schafstall gekommen. Das
gemütliche Kaffeetrinken mit selbst gebackenem Kuchen führte zu angeregten Gesprächen und machte es den
Gästen leicht, sich auf das anschließende gemeinsame Singen einzulassen. „Die Steyerberger Liedermacherin
Regine Steffens hatte eine bunte Mischung allgemein bekannter Lieder zusammengestellt, und das Publikum
ließ sich bereitwillig zum Mitmachen animieren. In der Auswahl der Titel war für jeden etwas dabei: Volkslieder
und Kinderlieder wechselten sich ab mit solchen in plattdeutscher Sprache, vom Schlagerpotpourri bis zu
populären Evergreens. In diesem bunten Mix konnte sich jeder wiederfinden. Die Mischung aus Lagerfeuer-
Romantik und fröhlicher Feierlaune wirkte ansteckend und zauberte manchem Sänger ein erinnerndes Lächeln
ins Gesicht. Einfach durch gemeinsames Singen hat dieser Nachmittag Menschen zusammengeführt und sicher
etwas mehr Lebensfreude in unseren grauen Alltag gebracht“, schreibt der „KulturImpuls“. Foto: Kulturimpuls